theminigolffamily

Eine moderne Soap-Opera um eine junge Großstadtfamilie, die sich ganz und gar einer elitären und unterschätzten Sportart verschrieben hat. Rund um den Lebensmittelpunkt Minigolf erleben die vier Hauptcharaktere Vater, Mutter, Tochter und Sohn den ganz normalen Wahnsinn des 21. Jahrhunderts.


Freitag, 18. April 2008

1.2 Katerstimmung

Ort: Vienna Minigolf City, Parkanlage jenseits des Kanals/Notaufnahme Allgemeines Krankenhaus
Zeit: Sonntag, 5. August 2007, ca. 03.45 Uhr

Nachdem sich stundelanges Rufen nach der verloren gegangenen Mutter als erfolglos und Molles Lachanfall als Resultat von Gleichgewichtsstörungen sowie übermäßigem Alkoholkonsum erwiesen hat, bricht die verbliebene Minigolf-Familie die Suche nach Irina ab. Besorgt und erschöpft beschließen Molle, Kolja und Klaschenka den Park zu verlassen und zurück in die Innenstadt zu fahren. Kolja erweist sich als großzügig und hält an der Eingangsstraße zur Parkanlage ein einsames Taxi an. Gerade als die drei in den Wagen steigen wollen, vernehmen sie ein lautes undefinierbares Schreien und Keuchen hinter sich. Molle reagiert sofort: "Der Boris, Kinder da kommt der Boris!" Und tatsächlich: Aus der (noch) Finsternis des Parks nähert sich der Teambetreuer-Affe und versucht wild gestikulierend etwas mitzuteilen. Kolja und Klaschenka haben nach wie vor Probleme mit der Ausdrucksweise des Affen. Nicht so der Vater: Molle übersetzt wie gewohnt:
"Boris hatte gerade Nachtschicht-Bereitschaftsdienst im Krankenhaus, da haben sie die Mama eingeliefert. Geschlafen hat er wie ein Murmeltier, weil ihm das Praktikum überhaupt keine Freude macht... aber wenigstens ist er diesmal zum Dienst gegangen. Abends hat er sich noch gemütlich ein Gläschen Bier genehmigt und dann in sein Kämmerchen im Krankenhaus gelegt..."
Klaschenka verdreht die Augen, der Taxifahrer beginnt zu Murren. "Komm zum Punkt, Papa! Oder sag dem Affen, er soll endlich erzählen, was mit Mama los ist, aber hör auf mit dem Geschwafel", Kolja scheint ebenfalls genervt. Molle räuspert sich, zündet eine Zigarette an und setzt fort, während der Affe ohne Pause weiterschreit. "Ja also, der Boris sagt, Mama wurde eingeliefert. Sie war bewusstlos und hat gestunken. Ein Typ war bei ihr, so ein komischer, meint Boris. Mit Anzug und Lackschuhen. Weil ich besoffen war (meint den Affen), haben mich meine Vorgesetzten weg gejagt, durfte nicht behandeln. Haben mir nicht geglaubt, dass ich zu ihrer Familie gehöre, Naja. Ich hab dann Ivan verständigt und ihn gebeten, ins Krankenhaus zu fahren. Hab mich gleich auf den Weg hierher gemacht, wusste ja, dass ihr ohne mich spielen geht. Der Boris ist schon wieder beleidigt, Kinder. Wir können nicht mehr ohne den Affen auf den Platz, ich sags euch, der Boris verkraftet das nicht!" Molle schweift wieder ab, die Kinder werden immer ungeduldiger. "Na, lasst uns doch ins Krankenhaus fahren, Boris soll ins Taxi steigen und auf dem Weg weitererzählen", Klaschenka drängt zur Eile. Auf der Fahrt kommt es zu keinen weiteren Erkenntnissen, die von irgendwelchem Nutzen sein könnten. Boris klagt zunehmend darüber, dass das Team sich ohne sein Beisein zum Spiel getroffen hat. Molle tröstet ihn und bietet dem Affen Zigaretten an.

Nach rund 20 Minuten erreicht das Taxi das Krankenhaus. Kolja bezahlt, entschädigt den Fahrer mit einem saftigen Trinkgeld für die Unannehmlichkeiten (Wartezeit, Kettenrauchen von Molle und Boris, zweimaliges Übergeben Klaschenkas), dann eilen die vier in das Gebäude. Boris geht voran in Richtung Notaufnahme, die anderen folgen schweigend. Auf der Station treffen sie auf Kater Ivan, der einsam im Warteraum sitzt und an einer Speedbanane knabbert, um nicht einzuschlafen. "Guten Morgen, mein Kleiner." Klaschenka beugt sich zum Kater hinunter und streichelt über sein Köpfchen. Ivan zeigt auf eine Tür, senkt den Kopf und knabbert weiter an der Banane. Boris macht sich auf die Suche nach dem zuständigen Stationsarzt, Molle setzt sich neben Ivan und nimmt ein Stück von der Speedbanane.
"Ich geh da jetzt rein." Klaschenka nähert sich zögerlich der Tür, auf die der Kater zuvor gedeutet hat. "Ob das erlaubt ist... einfach so hineinzugehen?" Kolja bestätigt wieder einmal seine übliche Ängstlichkeit und Zurückhaltung, die insbesondere dann zutage tritt, wenn er sich in öffentlichen Gebäuden, in der Nähe von ungesicherten Bahnübergängen oder in der Warteschlange an einer Supermarktkasse befindet. "Ich geh gern alleine, setz dich zu Papa und pass auf, dass er sich benimmt." Klaschenka dreht sich um und schluckt ihre restlichen Gedanken mit dem letzen Tropfen Vodka aus dem Flachmann hinunter. Gerade als sie eintreten will, geht auf dem Gang zum Warteraum das Licht an und ein kleiner, hektisch wirkender Mann in Anzug und Lackschuhen betritt das Zimmer. Kolja stupst seinen Vater an und murmelt: "Papa, das ist der Typ. Das muss der Typ sein, der Mama hierher gebracht hat. Schau mal, schau mal!" Molle hebt den Blick und starrt dem Lackschuh-Mann auf die Beine. Noch bevor er etwas sagen kann, ergreift Klaschenka das Wort: "Sie haben hier heute Nacht eine Frau ins Krankenhaus begleitet?! Diese Frau ist unsere Mutter! Wenn Sie nun so freundlich wären und uns erzählen würden, was vorgefallen ist, wo haben Sie meine Mutter getroffen? Haben Sie Ihr etwas angetan? Haben Sie?" Der Mann nickt unentwegt, während Klaschenka sich immer weiter in Rage redet. Molle und Ivan naschen teilnahmslos an den Resten der Speedbanane. Kolja verfolgt Klaschenkas Redeschwall und wagt sie - offenbar ebenso wie der Lackschuh-Mann - nicht zu unterbrechen.
Nach einer gefühlten Ewigkeit hält sie endlich inne, schnauft und starrt den Mann erbost an. "Ich getanzt auf Festivalll von Boogie-Woogie mit meine lieben Cousine. Wir sind gekommen in letzte Runde von Pokalturnier. War schon spät, glaube ich. Ich bin angereist von... verzeihen Sie, ich habe vergessen, meine Name zu sagen. Ich..."
Plötzlich schießt Boris um die Ecke, im Schlepptau der Stationsarzt. Klaschenka wendet den Blick vom Lackschuh-Mann ab und herrscht ihn mit einer Handbewegung an, den Mund zu halten. Sie geht auf den Arzt zu, auch die anderen erheben sich und blicken erwartungsvoll in Richtung Boris und Dr. Michael Stiegel, wie auf dem kleinen Schildchen an seiner Brust zu lesen steht.
"Nun, ich muss Ihnen leider mitteilen..." Gebannt blickt die Familie auf den Arzt, Molle zündet sich trotz strengen Rauchverbots eine Zigarette an, dann setzt Dr. Stiegel nach einer dramaturgischen Pause fort...

Welche Botschaft hat der Arzt zu überbringen? Warum verdammt nochmal kann Boogie-Woogie kein adäquater Ersatz für Minigolf sein? Und was hat es eigentlich mit den leckeren Speedbananen auf sich? Wie es weitergeht, erfahren wir in der nächsten Folge von "The Minigolf Family".

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