theminigolffamily

Eine moderne Soap-Opera um eine junge Großstadtfamilie, die sich ganz und gar einer elitären und unterschätzten Sportart verschrieben hat. Rund um den Lebensmittelpunkt Minigolf erleben die vier Hauptcharaktere Vater, Mutter, Tochter und Sohn den ganz normalen Wahnsinn des 21. Jahrhunderts.


Donnerstag, 24. April 2008

1.3 Auf der Flucht

Ort: Vienna Minigolf City, Notaufnahme Allgemeines Krankenhaus/Restaurant "Füchslein"
Zeit: Sonntag, 5. August 2007, vormittags

"Rhhhämm. Rrrrm. Hmmm." Dr. Stiegel räuspert sich und fährt fort: "Also, ich sehe, Sie alle hier wollen gewiss erfahren, wie es um Ihre Angehörige steht. Nun, ich muss Ihnen leider sagen - ich weiß es auch nicht." Klaschenka starrt den Arzt an und schüttelt ungläubig den Kopf. Was redet dieser Trottel da, wozu ist er Mediziner geworden. Klaschenka könnte schon wieder platzen. Da kommt ihr Molle zuvor. "Was heißt denn das bittesehr, bitteschön? Liegt meine liebe Frau Irina denn nicht hier in diesem Krankenzimmer und haben Sie, mein lieber Herr Strievel, Striegele, äh, haben Sie denn keine Diagnose gestellt?" Molle zeigt auf jene Tür, auf die zuvor schon Kater Ivan hingedeutet hatte, zündet sich die nächste Zigarette an und blickt erwartungsvoll in die leicht verquollenen Augen des Doktors. "Nein. Nein, das habe ich nicht, Herr... Ich habe das nicht gemacht. Ich wollte, aber als wir Ihre _liebe Frau_ untersuchen wollten, nachdem sie hier völlig besoffen und in ihrem eigenen Erbrochenen eingeliefert worden war, in Begleitung dieses charmanten jungen Mannes (zeigt auf den Lackschuh-Boogie-Mann, der etwas abseits steht und verwirrt zuhört)... Und wo waren Sie eigentlich, mein Herr..." Molles Blick verfinstert sich, er tritt etwas näher an den Arzt heran. "Nun jedenfalls, gerade als ich Ihrer Frau meine medizinische Hilfe angedeihen lassen wollte, kam sie zu Bewusstsein. Sie schüttelte sich auf dem Krankenbett wie eine Verrückte, sprang auf, verpasste einer unserer Schwestern einen heftigen Schlag ins Gesicht und rannte aus der Notaufnahme - schneller als ich Buh sagen konnte. Dann eilte hier fast zeitgleich dieser kleine kecke Kater in das Wartezimmer, verweigerte jegliche Kommuniaktion und hockte sich auf diesen Stuhl (zeigt auf Ivan, der nach wie vor mit gesenktem Blick an Bananenüberresten knabbert). Wie ich nun sehe, gehört er wohl auch zu Ihnen."
Die Familie blickt sich gegenseitig an. Molle zuckt mit den Schultern und tätschelt Ivan beiläufig das Köpfchen. Boris, Klaschenka und Kolja wenden sich dem Unbekannten zu. "Und nu, was können Sie zu der Geschichte noch beitragen? Haben Sie unsere Mutter derart verschreckt? Was zum Teufel haben Sie mit Ihr gemacht?!" Klaschenka wird ungehalten. "Nichts ich gemacht, gebracht hierher und gewartet. Kater auch gewartet hat mit mir und auf kleinen Zettel geschrieben seinen Namen und dass er warten tut auf diese Frau - Irina, nun wie ich weiß. Ich ihm gesagt habe, diese Frau sein nicht mehr hier, ich wollen reden mit Arzt, was zu tun sein kann. Dann wir beide beschlossen warten auf Familie. Nun Familie ich kennengelernt." Der Lackschuh-Mann lächelt freundlich und streckt seine Hand aus. Klaschenka tritt an ihn heran und schlägt seine Hand zurück. "Das glaubst du ja wohl selbst nicht, du Penner, du in deinem süßen kleinen Anzug mit deinen süßen polierten Schühchen. Raus jetzt damit, was ist passiert und wieso ist meine Mama weggelaufen, hä?!" Molle tritt Klaschenka untestützend zur Seite, ballt die Fäuste und starrt den Mann angriffslustig an. Boris wirkt aufgeregt und beginnt leise Geräusche von sich zu geben, während er unruhig zwischen den Anwesenden umherhüpft.

Zur selben Zeit, vermutlich geht es bereits auf Mittag zu, hackt eine kleine dicke Frau, vermutlich um die Fünfzig, Zwiebeln in der Küche eines kleinen schummrigen Lokals am anderen Ende der Stadt. Sie murrt vor sich hin und scheint nicht gerade bester Laune. Draußen im Gastraum sitzen zwei Leute - an der Bar ein alter Mann im Jogginganzug, der bedächtig an einem Bier schlürft. Ganz hinten in der letzten, dunkelsten Ecke kauert eine müde und verwahrlost wirkende Frau. Es ist Irina. Sie hatte sich nach ihrer Flucht aus dem Krankenhaus im Alkoholrausch zunächst in irgendeine Straßenbahn gesetzt und war bis zur Endstation gefahren. Als sie sich völlig verschmutzt und mit jeder Menge Erinnerungslücken schließlich an einer Haltestelle Mitten im Nirgendwo wiederfand, beschloss sie, auf keinen Fall Panik zu bekommen und setzte sich erst einmal hilflos neben eine Müllcontainer-Insel. Beflügelt von den Gerüchen, die aus einer Biotonne strömten, und einem immer lauter werdenden Knurren aus der Magengegend entschied sie daraufhin, nach einem kleinen Imbiss Ausschau zu halten. Sie stand mit etwas Mühe wieder auf und ging die Straße entlang. Schon nach wenigen Metern erbilckte sie ein kleines Schildchen auf dem stand: Füchslein. 24h Essen und Trinken. Und darunter etwas kleiner: Österreichisches Bier und Qualitätswein. Irina war sofort Feuer und Flamme und trat ein.
Nun sitzt sie wohl schon seit einigen Stunden in der dunklen Ecke und bestellt ein Bier nach dem anderen - immer abwechselnd mit entweder einem Schinken-Zwiebel-Toast oder einer Bratwurst ohne alles. Eigentlich würde sie sehr gerne nach Hause gehen oder fahren. Allerdings hat sich ihre Gedächtnisleistung noch nicht wieder soweit eingestellt, dass sie den Weg zurück überhaupt finden könnte. Von diesem Umstand relativ frustriert und auch nicht clever genug, das Biertrinken vielleicht für einige Zeit auszusetzen, lässt sie sich also weiterhin ein kühles Blondes nach dem anderen kommen. "Es ist eigentlich ganz nett hier. Vielleicht bleibe ich noch ein paar Tage", hört sie sich auf einmal selbst sagen und zuckt erschreckt von der eigenen Stimme leicht zusammen. Im selben Augenblick muss Irina nach vielen vielen Stunden zum ersten Mal wieder an ihre Familie denken. Doch noch bevor sie sich darauf besinnen kann, was eigentlich geschehen ist, übermannt sie wieder der wohltuende Dusel, sie stößt auf und nimmt einen weiteren kräftigen Schluck Bier.
"Was dauerndn scho wieder so laanghe? Ha? Hab einen Hunger zum Bänfressn." Irina schreit in Richtung Küche. Der alte Mann an der Bar dreht sich kurz um, schüttelt den Kopf und widmet sich dann wieder seinen eigenen alkohlverseuchten Gedanken. Im nächsten Moment schießt die dicke Frau aus der Küche, eilt an Irinas Tisch und schlägt ihr Wortlos mit einem Geschirrtuch ins Gesicht. "Und jetzt schleichst dich raus hier, du besoffenes Weib!" Ein paar Zwiebelringe machen es sich in Irinas zerwühlter Haarpracht gemütlich, sie rappelt sich auf, leert im Stehen ihr Bier und torkelt aus der Tür. Im Hintergrund hört sie aufgeregtes Schreien. "Bezahlen, bezahlen!" Aber Irina dreht sich nicht um, beschleunigt den Schritt und läuft weiter die Straße hinunter.

Wo wird es Irina hinverschlagen? Wird sie jemals wieder zu Bewusstsein gelangen? Wird sich die Familie auf die Suche nach Irina machen? Welches Geheimnis hat der Lackschuh-Mann zu verbergen und wieso, wieso, wieso um Himmels Willen kann Boogie-Woogie kein Ersatz für Minigolf sein? Das, anderes und/oder vieles mehr erfahren wir, wenn es wieder heißt: The Minigolf Family.

Freitag, 18. April 2008

KK: Die Speedbanane














Guten Tag,
wenn ich mich kurz noch einmal persönlich vorstellen darf:

Mein Name ist Ivan und ich bin der Teamkater des Minigolfkombinats. Neben meiner Rolle als ständiger Begleiter der Familie, werde ich in Zukunft auch immer wieder kürzere oder längere Kommentare (je nach Erfordernis) aus dem Off abgeben, um auch einen objektiven Blick auf die Minigolf-Familie zu garantieren. Zum Auftakt meiner Kommentatorentätigkeit möchte ich noch kurz ein paar Worte zu der ominösen Speedbanane verlieren:

Ihre Herkunft geht - wie bereits an anderer Stelle beschrieben wurde - auf eine Erfindung von Klaschenka zurück. (Eher z
ufällig übrigens... In der Art "Not macht erfinderisch". Aber dazu ein andermal vielleicht mehr.)
Im Wesentlichen handelt es sich um keine große Sache. Die Speedbanane ist schlichtweg eine köstlich schmec
kende Droge, die sowohl der Nahrungsaufnahme als auch dem Doping des Minigolf-Kombinats dient. Die Zusammensetzung ist denkbar einfach: Man nehme (wie in meiner Skizze beschrieben) ein wenig pulverisiertes Speed. Dieses wird dann mit ewtas Flüssigkeit aufgelöst in eine Spritze gezogen und letztlich in eine mittelreife Banane injiziert. Fertig ist die Speedbanane.
Zur Wirkung: Die Speedbanane sättigt einerseits für etwa eine Stunde. Darüber hinaus hält sie bis zu acht Stunden wach und erhöht die sportliche wie geistige Leistungskraft. Das Suchtpotenzial ist enorm.

Da es sich bei der Speedbanane um eine Droge handelt, die in dieser Zusammensetzung bislang völlig unbekannt war und absolutes Doping-Neuland betrat, wird der Konsum zwar von Behördenseite nicht gerade empfohlen, kann aber bis dato auch nicht strafrechtlich belangt werden. Aufgrund dieses Umstandes entwickelte sich die Speedbanane zu einem wahren Hype in und außerhalb der Minigolf-Szene. Plötzlich wollte jeder davon probieren und jene, die es taten, wollten immer noch mehr. Klaschenka übergab die Produktion aufgrund der hohen Nachfrage schließlich in professionelle Hände und kümmert sich nun nur noch um die finanziellen Angelegenheiten in diesem Zusammenhang.
Wie viel Geld im Detail bereits über den Vertrieb der Speedbanane eingenommen wurde, darf ich an dieser Stelle aus markenschutzrechtlichen Gründen leider nicht öffentlich bekannt geben. Nur so viel: Die Banane ernährt die Familie nicht nur im wörtlichen Sinne. (Auf Molle war ja leider nie Verlass.)

1.2 Katerstimmung

Ort: Vienna Minigolf City, Parkanlage jenseits des Kanals/Notaufnahme Allgemeines Krankenhaus
Zeit: Sonntag, 5. August 2007, ca. 03.45 Uhr

Nachdem sich stundelanges Rufen nach der verloren gegangenen Mutter als erfolglos und Molles Lachanfall als Resultat von Gleichgewichtsstörungen sowie übermäßigem Alkoholkonsum erwiesen hat, bricht die verbliebene Minigolf-Familie die Suche nach Irina ab. Besorgt und erschöpft beschließen Molle, Kolja und Klaschenka den Park zu verlassen und zurück in die Innenstadt zu fahren. Kolja erweist sich als großzügig und hält an der Eingangsstraße zur Parkanlage ein einsames Taxi an. Gerade als die drei in den Wagen steigen wollen, vernehmen sie ein lautes undefinierbares Schreien und Keuchen hinter sich. Molle reagiert sofort: "Der Boris, Kinder da kommt der Boris!" Und tatsächlich: Aus der (noch) Finsternis des Parks nähert sich der Teambetreuer-Affe und versucht wild gestikulierend etwas mitzuteilen. Kolja und Klaschenka haben nach wie vor Probleme mit der Ausdrucksweise des Affen. Nicht so der Vater: Molle übersetzt wie gewohnt:
"Boris hatte gerade Nachtschicht-Bereitschaftsdienst im Krankenhaus, da haben sie die Mama eingeliefert. Geschlafen hat er wie ein Murmeltier, weil ihm das Praktikum überhaupt keine Freude macht... aber wenigstens ist er diesmal zum Dienst gegangen. Abends hat er sich noch gemütlich ein Gläschen Bier genehmigt und dann in sein Kämmerchen im Krankenhaus gelegt..."
Klaschenka verdreht die Augen, der Taxifahrer beginnt zu Murren. "Komm zum Punkt, Papa! Oder sag dem Affen, er soll endlich erzählen, was mit Mama los ist, aber hör auf mit dem Geschwafel", Kolja scheint ebenfalls genervt. Molle räuspert sich, zündet eine Zigarette an und setzt fort, während der Affe ohne Pause weiterschreit. "Ja also, der Boris sagt, Mama wurde eingeliefert. Sie war bewusstlos und hat gestunken. Ein Typ war bei ihr, so ein komischer, meint Boris. Mit Anzug und Lackschuhen. Weil ich besoffen war (meint den Affen), haben mich meine Vorgesetzten weg gejagt, durfte nicht behandeln. Haben mir nicht geglaubt, dass ich zu ihrer Familie gehöre, Naja. Ich hab dann Ivan verständigt und ihn gebeten, ins Krankenhaus zu fahren. Hab mich gleich auf den Weg hierher gemacht, wusste ja, dass ihr ohne mich spielen geht. Der Boris ist schon wieder beleidigt, Kinder. Wir können nicht mehr ohne den Affen auf den Platz, ich sags euch, der Boris verkraftet das nicht!" Molle schweift wieder ab, die Kinder werden immer ungeduldiger. "Na, lasst uns doch ins Krankenhaus fahren, Boris soll ins Taxi steigen und auf dem Weg weitererzählen", Klaschenka drängt zur Eile. Auf der Fahrt kommt es zu keinen weiteren Erkenntnissen, die von irgendwelchem Nutzen sein könnten. Boris klagt zunehmend darüber, dass das Team sich ohne sein Beisein zum Spiel getroffen hat. Molle tröstet ihn und bietet dem Affen Zigaretten an.

Nach rund 20 Minuten erreicht das Taxi das Krankenhaus. Kolja bezahlt, entschädigt den Fahrer mit einem saftigen Trinkgeld für die Unannehmlichkeiten (Wartezeit, Kettenrauchen von Molle und Boris, zweimaliges Übergeben Klaschenkas), dann eilen die vier in das Gebäude. Boris geht voran in Richtung Notaufnahme, die anderen folgen schweigend. Auf der Station treffen sie auf Kater Ivan, der einsam im Warteraum sitzt und an einer Speedbanane knabbert, um nicht einzuschlafen. "Guten Morgen, mein Kleiner." Klaschenka beugt sich zum Kater hinunter und streichelt über sein Köpfchen. Ivan zeigt auf eine Tür, senkt den Kopf und knabbert weiter an der Banane. Boris macht sich auf die Suche nach dem zuständigen Stationsarzt, Molle setzt sich neben Ivan und nimmt ein Stück von der Speedbanane.
"Ich geh da jetzt rein." Klaschenka nähert sich zögerlich der Tür, auf die der Kater zuvor gedeutet hat. "Ob das erlaubt ist... einfach so hineinzugehen?" Kolja bestätigt wieder einmal seine übliche Ängstlichkeit und Zurückhaltung, die insbesondere dann zutage tritt, wenn er sich in öffentlichen Gebäuden, in der Nähe von ungesicherten Bahnübergängen oder in der Warteschlange an einer Supermarktkasse befindet. "Ich geh gern alleine, setz dich zu Papa und pass auf, dass er sich benimmt." Klaschenka dreht sich um und schluckt ihre restlichen Gedanken mit dem letzen Tropfen Vodka aus dem Flachmann hinunter. Gerade als sie eintreten will, geht auf dem Gang zum Warteraum das Licht an und ein kleiner, hektisch wirkender Mann in Anzug und Lackschuhen betritt das Zimmer. Kolja stupst seinen Vater an und murmelt: "Papa, das ist der Typ. Das muss der Typ sein, der Mama hierher gebracht hat. Schau mal, schau mal!" Molle hebt den Blick und starrt dem Lackschuh-Mann auf die Beine. Noch bevor er etwas sagen kann, ergreift Klaschenka das Wort: "Sie haben hier heute Nacht eine Frau ins Krankenhaus begleitet?! Diese Frau ist unsere Mutter! Wenn Sie nun so freundlich wären und uns erzählen würden, was vorgefallen ist, wo haben Sie meine Mutter getroffen? Haben Sie Ihr etwas angetan? Haben Sie?" Der Mann nickt unentwegt, während Klaschenka sich immer weiter in Rage redet. Molle und Ivan naschen teilnahmslos an den Resten der Speedbanane. Kolja verfolgt Klaschenkas Redeschwall und wagt sie - offenbar ebenso wie der Lackschuh-Mann - nicht zu unterbrechen.
Nach einer gefühlten Ewigkeit hält sie endlich inne, schnauft und starrt den Mann erbost an. "Ich getanzt auf Festivalll von Boogie-Woogie mit meine lieben Cousine. Wir sind gekommen in letzte Runde von Pokalturnier. War schon spät, glaube ich. Ich bin angereist von... verzeihen Sie, ich habe vergessen, meine Name zu sagen. Ich..."
Plötzlich schießt Boris um die Ecke, im Schlepptau der Stationsarzt. Klaschenka wendet den Blick vom Lackschuh-Mann ab und herrscht ihn mit einer Handbewegung an, den Mund zu halten. Sie geht auf den Arzt zu, auch die anderen erheben sich und blicken erwartungsvoll in Richtung Boris und Dr. Michael Stiegel, wie auf dem kleinen Schildchen an seiner Brust zu lesen steht.
"Nun, ich muss Ihnen leider mitteilen..." Gebannt blickt die Familie auf den Arzt, Molle zündet sich trotz strengen Rauchverbots eine Zigarette an, dann setzt Dr. Stiegel nach einer dramaturgischen Pause fort...

Welche Botschaft hat der Arzt zu überbringen? Warum verdammt nochmal kann Boogie-Woogie kein adäquater Ersatz für Minigolf sein? Und was hat es eigentlich mit den leckeren Speedbananen auf sich? Wie es weitergeht, erfahren wir in der nächsten Folge von "The Minigolf Family".

Montag, 14. April 2008

1.1 Das Schattenspiel

Ort: Vienna Minigolf City, Parkanlage jenseits des Kanals
Zeit: Samstag, 4. August 2007, ca. 18.30 Uhr

In der Abenddämmerung treffen sich die vier Familien- bzw. Teammitglieder an einer exponiert gelegenen U-Bahnstation am Rande einer weitläufigen, üppig begrünten Parkanlage. Molle trifft als erster am ausgemachten Treffpunkt (überdimensionierter Aschenbecher am Ein-/Ausgang der U-Bahnstation) ein. Genervt von der untergehenden Sonne, deren lästiges Licht lange Schatten ins Innere der Stationshalle wirft, zündet er sich ein bis zwei Zigaretten an und wartet auf den Rest der Sippe. Dabei verfällt der Teamchef in Gedanken an den Winter als...

Rückblick:
An dieser Stelle sollten ein paar Worte zur Erklärung gesagt werden. Die Minigolf Familie hat sich bis zu diesem Tage seit gut einem halben Jahr nicht mehr zusammengefunden. Nachdem im vergangenen Winter Irinas Depressionen immer stärker zu Tage getreten und Molles Alkoholsucht zur ernsthaften Bedrohung für Leib und Leben des restlichen Teams geworden war, hatten die Eltern letztlich mit ausreichend Beruhigungsmitteln im Blut ganz vernünftig entschieden, sich bis auf weiteres zunächst einmal räumlich zu trennen und den gemeinsamen Haushalt in der hübschen Innenstadtwohnung aufzugeben. Um weitere Streitigkeiten zu vermeiden, beschlossen beide, die heimelige Wohnung zu verlassen und rieten im Zuge dessen auch den Kindern, sich nach einer neuen Bleibe umzusehen. Molle bezog ein Zweizimmer-Schnäppchen in einem Boborandbezirk, das er sich de facto aber von Anfang an nicht leisten konnte. Irina konnte einen Platz in der städtisch geförderten "Wohngemeinschaft für alleinstehende und/oder psychisch beeinträchtigte Mütter" ergattern und lebt nun in einer WG mit drei weiteren jungen Frauen in einem durchwegs baumreichen Außenbezirk. Um die Fehler der Elternegeneration von vornherein zu vermeiden, entschieden auch Klaschenka und Kolja lieber gleich in getrennte Wohnungen zu ziehen. Kolja zog es in die Nähe des Vaters - mit dem Unterschied, dass er nun tatsächlich in einer Luxushütte inmitten der angesagten Szeneviertel seine Zelte aufgeschlagen hat (natürlich lebt auch er über seine Verhältnisse). Klaschenka blieb entgegen ihres Naturells bescheiden und nahm sich gemeinsam mit Teamkater Ivan eine gemütliche Wohnung im Süden der Stadt - nicht die allerbeste Lage, aber auch nicht das Tor zur Vorstadthölle.
Zur Klärung der Fronten, zur Aufarbeitung schwerer sportlicher Niederlagen sowie zu Selbstfindungszwecken (vorwiegend der Mutter) einigte sich die Familie darauf, sich einige Zeit lang aus dem Weg zu gehen. (Klaschenka und Kolja, die grundsätzlich nichts von dieser Idee hielten, trafen sich in den Monaten der "Auszeit" natürlich heimlich.) Zur Herbstsaison-Eröffnung wollte man sich dann jedenfalls am 6. August zu einem Auftaktspiel wiedertreffen und über die versöhnlichen Bande des Sports in entspannter Atmosphäre wieder zu einander finden - wenigstens als Minigolf-Team.

... als diese Schlampe das letzte Bier aus dem Kühlschrank genommen und es demonstrativ aus dem Fenster gekippt hatte. Molle zieht heftig an seiner Zigarette und murmelt unverständliche Sätze in einer Art Dänisch? Schwedisch?
"Servas!" Da kommen die Kinder, der Vater begrüßt sie auf üblich herzliche Weise. Klaschenka verdreht die Augen und hat schon wieder die Schnauze voll, Koljas Augen strahlen - er freut sich den Papa zu sehen. "Wir müssen noch auf die Mama warten, die kommt halt immer zu spät." Molle gibt sich betont lässig. Tatsächlich dauert es dann noch etwa eine Viertelstunde, dann ist die Famile, das Team, nach langer Zeit wieder an einem Ort vereint.
Zunächst weiß niemand so recht, was gesagt werden könnte, um die offenbar angespannte Atmosphäre aufzulockern. Also machen alle, woran sie gewöhnt sind: Mama und Papa gehen voran in Richtung Minigolfbahn, die eingebettet und recht versteckt in der weitläufigen Parkanlage angesiedelt ist. Die Kinder schleichen hinterher. Klaschenka zieht ihren Flachmann aus der Tasche und bietet zur Auflockerung im Gehen allen einen Schluck Vodka an. Nach der kurzen Stärkung beschleunigen die vier ihre Schritte und versuchen noch vor Einbrechen der Dunkelheit die Minigolfanlage zu erreichen. "Ein Spiel machen wir auf jeden Fall", mahnt Molle und treibt die anderen an.
Auf dem Weg durch den Park kommt die Minigolf-Familie an einem Pavillion vorbei, in dem gerade eine Boogie-Woogie-Tanzveranstaltung stattfindet. Irina ist verzückt und drängt darauf, kurz zu verweilen. Die anderen Teammitglieder stöhnen und drängen auf das Minigolfspiel. Doch Irina lässt sich nicht abbringen. "Ein Bier könnten wir hier wenigstens trinken. Papa spielt sowieso lieber, wenn er ein bisschen was intus hat." Klaschenka nickt. Kloja verdreht die Augen und hofft auf die Durchsetzungskraft des Vaters. Dieser jedoch - zu seinem Nachteil halbwegs nüchtern - ist auf Harmonie bedacht und gewährt seiner Frau anlässlich des Wiedersehens ihren Wunsch.
Die Familie setzt sich nebeneinander auf eine leere Bierbank vor dem Pavillion und Molle gibt für jeden eine Flasche Bier aus. Irina trinkt einen kräftigen Schluck, atmet tief durch und wippt beschwingt zur Musik mit. Alle anderen langweilen sich.
Unnötig zu erwähnen, dass es inzwischen natürlich dunkel und ein Minigolfspiel de facto unmöglich geworden ist. Doch Teamchef Molle will sich nicht umsonst aus seinem Zwei-Zimmerloch geschleppt und ein sauberes Hemd angezogen haben. Nachdem alle ihr Bier geleert haben, treibt er die Familie neuerlich an und schreitet voran in Richtung Minigolfbahn. Gerade noch rechtzeitig bevor die Anlage schließt, bezahlt Molle die erforderlichen Gebühren und komplimentiert das Team zum ersten Loch.
In völliger Dunkelheit beginnt die Minigolf-Familie ihr Wiedersehens- und Herbstsaison-Auftaktspiel. Bahnbeleuchtung gibt es keine, was die Bedingungen als "erschwert" bezeichnen lässt. Doch Molle ist nicht auf den Kopf gefallen, er verlangt die Aushändigung sämtlicher Mobiltelefone von den Familienmitgliedern und leuchtet den Spielenden den Weg. Zu Beginn scheint die Taktik tatsächlich aufzugehen - noch bei Bahn vier hat niemand seinen Ball verloren oder den Schläger des anderen über den Kopf gezogen bekommen. An der achten Station schließlich, Klaschenka hat ihren Flachmann geleert und ordentlich einen im Tee, muss das Team auf einen kleinen Erdhügel steigen und von dort aus abschlagen. Beim Aufstieg schon zeigen sich bei jedem einzelnen mehr oder weniger große Schwierigkeiten angesichts des tatsächlich mehr als fahlen Lichts der Handys. Irina schlägt als erste ab und verschwindet daraufhin im Dunkel, danach Kolja, dann Molle. Zuletzt versucht Klaschenka ihren Ball durch die Nacht ins Loch zu brettern, daraufhin wird auch sie von dem Schwarz der Minigolfanlage aufgesogen und ist nicht mehr zu sehen. Die Familie verständigt sich nur noch über Zurufe, während sich gleichzeitig ein Handyakku nach dem anderen verabschiedet und das Licht der modernen Technologie erlischt. Mit dem Herzen einer Mutter kämpft Irina darum, durch ständiges Ausstoßen fürsorglicher bis verzweifelter Laute ihre Familie zusammenzuhalten. Sie drängt die Kinder dazu, auf jeden Ruf mit einem Wiederruf zu antworten, um sicherzustellen, dass niemand verloren geht. Auch Molle soll das so machen. Auch Molle macht das so. Mit einiger Mühe scheinen sich alle vier wieder aneinander anzunähern und den Weg zur nächsten Bahn zu finden. Doch dann plötzlich - Klaschenka und Kolja sind sich bereits überglücklich in die Arme gefallen - bleibt der Ruf der Mutter aus. "Ist dir die Luft ausgegangen, hä?" Molle stolpert in seine beiden Kinder, die ihn gerade noch vor einem Sturz bewahren können. "Jetzt sagt sie nix mehr, die Mama." Molle lacht seinen aufgestauten Ärger aus. Klaschenka und Kolja nehmen einander an den Händen und beginnen besorgt nach der Mutter zu rufen. Molle lacht. Klaschenkas Herz rast, Kolja versucht den Vater zum Schweigen zu bringen, indem er ihm Zigaretten in den Mund stopft. Molle lacht noch lauter.
Keine Spur von Irina. Die Mutter ist im Dunkel der Minigolfanlage ganz plötzlich einfach verschwunden. Was mag nur geschehen sein? Hat sich die besorgte Mama am Ende selbst verlaufen? Wurde sie Opfer eines Verbrechens oder hat gar Molle seine Hände im Spiel? Und warum zur Hölle lacht der besoffene alte Trottel so hysterisch?

... wie es weitergeht und warum Boogie-Woogie kein Minigolf-Ersatz sein kann, erfahren wir in der nächsten Folge von "The Minigolf Family".

Sonntag, 13. April 2008

Vienna Minigolf City

Als Ort der Handlung dient die fiktive, aber stark von der Realität beeinflusste, Stadt - Vienna Minigolf City. Hier leben, arbeiten, lachen und weinen die Mitglieder der Minigolf Family. Der Großteil der dramatisch erheiternden Abenteuer soll sich demnach auch in Vienna Minigolf City abspielen. Nichtsdestotrotz wird es aber auch Ausflüge in ferne Länder (Deutschland, Ungarn oder Irland) geben, wo außergwöhnliche Herausforderungen, besondere Erlebnisse und auch Gefahren auf das Minigolfkombinat warten. Immer wieder werden sich die verkommenen Vier ihren Aufgaben stellen und diese mit oder ohne Hilfe ihrer Begleiter und Beschützer bewältigen. (Manchmal auch nicht.)
Es wird gefeiert und getanzt werden in Vienna Minigolf City, es wird fantastische Höhenflüge und krasse Niederschläge geben, Erfolge und Misserfolge, Freud und Leid. Am Anfang wie am Ende steht immer der Sport, der die Familie zusammenhält und über jede noch so tragische persönliche Niederlage hinwegtröstet.

Zeitlicher Rahmen der Handlung ist das 21.Jahrhundert, das Hier und Jetzt. Dazu kommt die besondere zeitliche Ebene der Sehnsucht nach dem totalen Sieg. Diese wird ihre Beschreibung in Special-Traumepisoden finden, in denen sich die Minigolf-Familie als Biber im Berliner Zoo auf ganz spezielle Art und Weise dem Sport sowie dem Alltag widmet.

Stay tuned.

Nebendarsteller

Der Affe
Name: Boris
Alter: unbekannt

Herkunft: Berliner Zoo

Merkmale: frech, aufgeweckt und hilfsbereit, wohnt bei Teamchef Molle, sorgt für Überraschungen und bringt die Familie mitunter in brenzlige Situationen

Funktion: Teambetreuer, angehender Teamarzt (falls er die Abschlussprüfung schafft)


Der Kater
Name: Ivan
Alter: 5 Jahre (für immer)
Herkunft: russisch-italienische Wurzeln
Merkmale: aggressiv-liebenswert, klug und unabhängig, kommentiert aus dem Off
Funktion: ständiger Begleiter

Die Speedbanane
wichtigstes Nahrungs- und Dopingmittel der Minigolf-Familie
ihre Erfindung geht zurück auf Tochter Klaschenka, mittlerweile wurden über das Merchandising mit der Speedbanane mehr Einnahmen erzielt als über die sportlichen Erfolge des Minigolfkombinats



Vorstellung der Hauptakteure (Minigolfkombinat)

Der Vater
Name: Molle
Alter: 30 plus

Herkunft: vermutlich skandinavische Wurzeln

Merkmale: Alkohol- und Nikotinsucht, Aggressivität, heruntergekommen und verwahrlost, verkannter Literat, verschuldet, Hang zu Weibereien, autoritäres Familienoberhaupt

Funktion: Teamchef/Kapitän

Die Mutter

Name: Irina
Alter: offenbar jünger als die eigenen Kinder
Herkunft: österreichisches oder irgendein anderes Provinzdorf

Merkmale: gescheiterte Biologin, gutmütig, von klassischer Schönheit, Prozac-abhängig, frustriert, auf der Suche nach einem Millionär, liebevolle Mutter

Funktion: Teammitglied

Der Sohn
Name: Kolja
Alter: schwankt zwischen 5 und 25

Herkunft: Bobobezirk Wien
Merkmale: faul und schläfrig, konsumorientiert, schlechter Verlierer, Bewunderer des Vaters, verhaltensauffällig aufgrund der Familienverhältnisse, in Therapie, liebt seine Schwester

Funktion: Teammitglied


Die Tochter
Name: Klaschenka
Alter: vorwiegend Mitte 20

Herkunft: südlich gelegener Freistaat am Fuße der Alpen

Merkmale: zynisch, ideenreich, Drogen- und Schokoladensucht, tendiert zur Mutter, gelegentliche Freak-Outs aufgrund der Familienverhältnisse, in Therapie, liebt ihren Bruder

Funktion: Teammitglied








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